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Die Entdeckung von Pompeji und der Villa dei Papiri

Die Ruinen von Pompeji. Kein anderer Ort hat unser Bild von der Antike so verändert wie die Stadt am Vesuv und ihre Nachbarorte - verschüttet im Jahre 79 nach Christus in einer der größten Naturkatastrophen des Altertums: dem Ausbruch des Vesuv.

Seit zweieinhalb Jahrhunderten wird hier gegraben - in dieser Zeit sind so viele Funde ans Tageslicht gekommen, dass man wohl niemals Platz genug haben wird, sie alle auszustellen. Und so bergen nicht nur die Säle, sondern auch die Depots des Museums eine unfassbare Fülle von Kostbarkeiten.

Die moderne Geschichte von Pompeji beginnt mit einem Fehlstart: 1592 stößt der Architekt Domenico Fontana beim Bau eines Kanals auf antike Inschriften, Marmortafeln und Münzen. Aber niemand interessiert sich dafür - und Fontana lässt die Grube wieder zuschütten.

Über hundert Jahre später gräbt ein Bauer unter dem Städtchen Resina einen Brunnen. Auch er stößt auf Relikte - diesmal aber erregen die Funde Aufsehen. Das Theater von Herculaneum ist entdeckt. Später wird man sogar Resina in Ercolano umbennen.

Trotzdem dauert es noch einmal eine Generation, ehe König Karl III. 1738 Herculaneum systematisch ausgraben lässt. Und noch einmal zehn Jahre später wird endlich auch an der Stelle gegraben, an der einst Fontana seine Wasserleitung gebaut hat. Noch steht der Ort im Schatten Herculaneums. Man nennt ihn nur "La Civita", "die Stadt". Erst 1763 finden die Archäologen eine Inschrift, die zeigt: sie haben das antike Pompeji gefunden.

Was bei den Grabungen zum Vorschein kommt, ändert den Blick der Europäer auf ihr kulturelles Erbe. Großen Anteil daran hat der deutsche Bibliothekar und Kunsthistoriker Johann Joachim Winckelmann. Er ist der erste, der die Funde systematisch betrachtet: er vergleicht Stilmerkmale, definiert Epochen und zieht daraus Rückschlüsse auf die antike Gesellschaft. Seine Schriften, darunter die "Sendschreiben von den Herculanischen Entdeckungen", werden Klassiker in ganz Europa - und Winckelmann zum Begründer der wissenschaftlichen Archäologie.

"Edle Einfalt, stille Größe" sieht er in den antiken Werken. Nicht imperialer Pomp soll die höchste Aufgabe der Kunst sein, sondern nur: Schönheit. Die griechisch-römische Kunst wird in ganz Europa zum Ideal, zum Vorbild für höchste Vollendung.

Winckelmann ist kein Adliger, sondern Sohn eines Schusters. Und das ist bezeichnend: das aufstrebende Bürgertum wird zur treibenden Kraft der Gesellschaft. Vor allem englische Bürgersöhne übernehmen die aristokratische Tradition der "Grand Tour", einer großen Bildungsreise durch ganz Europa. Und Herculaneum, Pompeji und Neapel werden zur Pflichtstation.

Schon 1750 hat Karl III. in Portici ein Museum eingerichtet, in dem die Funde ausgestellt werden. Bald aber zeigt sich, dass es den Anforderungen nicht genügt.

Valeria Sampaolo, Direktorin des Museums:

"Sofort und innerhalb weniger Jahre füllten sich die Säle, die man zur Verfügung hatte, mit einer enormen Menge von Objekten. Und zugleich gab es die ständige Gefahr von neuen Eruptionen, die auch die moderne Stadt Resina betreffen konnten. Deshalb dachte man daran, diese Kostbarkeiten nach Neapel zu transferieren, wo mittlerweile dieses Gebäude frei geworden war, das Ende des siebzehnten Jahrhunderts als Sitz der Universität gebaut worden war. Die Universität wurde verlegt, und so waren große Räume verfügbar, die dann 1826 zum Königlich-Bourbonischen Museum wurden."