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Die Romanik

Das Vall de Boí - ein kleines Tal in den Pyrenäen. Zu Beginn des Hochmittelalters steht fast die ganze Iberische Halbinsel unter muslimischer Herrschaft. Bis in die abgelegenen Täler der Pyrenäen aber reicht der Arm der Emire nicht. Hier herrschen Grafen, die eigentlich den fränkischen Königen unterstehen - aber darum kümmern sie sich kaum. Die kleinen Grafschaften zwischen den Reichen der Mauren und der Franken werden zur Keimzelle Kataloniens.

Hier im Tal von Boí herrschen die Grafen von Erill. Anfang des zwölften Jahrhunderts leisten sie dem König Waffenhilfe und werden dafür fürstlich entlohnt. Das Geld verwenden sie zum Ruhm Gottes - und so wird hier in den Pyrenäen im Mittelalter europäische Kunstgeschichte geschrieben. So klein die Dörfer im Schatten der hohen Gipfel auch sind, sie sind keineswegs von der Welt abgeschnitten. Wandernde Mönche, Pilger und Händler kommen über die Berge - die Menschen in den Tälern sind über den Rest Europas bestens informiert.

Mitten im Tal das Dorf Boí, mitten im Dorf die Pfarrkirche Sankt Johannes: Sant Joan de Boí - gebaut und ausgemalt um 1100. Die Fresken gehören zu den schönsten Bildern der katalanischen Romanik.

Die Romanik - das ist die Zeit des Hochmittelalters. Ganz Europa ist im Bann der christlichen Kirche. Das Leben der Menschen ist vollkommen von der Religion durchdrungen. Jeder Mensch hat seinen festen Platz in der Welt - die Gesellschaft ist gottgegeben, und niemand würde sie ernsthaft in Frage stellen. Die Rolle der Kirche ist umfassend - sie und nur sie ist für das Heil der Menschen verantwortlich. Selbst wenn die Leute lesen könnten - kaum jemand würde die Texte der Bibel verstehen, denn die Sprache der Kirche ist Latein. Und so erzählen Bilder die Geschichten und Gesetze der Bibel.

Hier in der Kirche hängen heute Kopien, die Originale werden im Museum bewahrt. Darunter auch die Steinigung des Heiligen Stefan - der erste Märtyrer der Christenheit. Spielleute und Gaukler - singen sie vielleicht Psalmen zum Lob Gottes? Überall warnt eine wahre Menagerie von Fabeltieren die Gläubigen vor der Apokalypse und dem Jüngsten Gericht.

Fresken aus mehr als zwanzig romanischen Kirchen sind heute im Museu Nacional zu sehen. Sie erzählen davon, dass Katalonien im Mittelalter Teil der europäischen Kultur war. Ganz ähnliche Bilder wie diese etwa findet man auch in Zentralfrankreich. Vermutlich haben sich die Motive entlang der Pilgerroute nach Santiago de Compostela ausgebreitet, dem wichtigsten Wallfahrtsort des Mittelalters.

Der Kreis von Pedret

In mehreren Kirchen am Rand der Pyrenäen gibt es Fresken, die sich so ähneln, dass sie womöglich von demselben Maler stammen. Sein Meisterwerk findet sich im Dörfchen Pedret. Es ist heute verlassen - nur die winzige Kirche Sant Quirze steht noch. In der rechten Seitenapsis: das Gleichnis von den klugen und den törichten Jungfrauen.

Die Geschichte aus dem Matthäus-Evangelium erzählt von zehn Jungfrauen auf dem Weg zu einer Hochzeit. Bevor die Feier beginnt, wird es Nacht. Fünf der Jungfrauen haben Öl für ihre Lampen mitgebracht. Sie sitzen beim Festmahl und tragen Kronen - das Symbol für das ewige Leben. Ihnen gegenüber stehen die törichten Jungfrauen. Sie hatten kein Öl für ihre Lampen und haben das Fest verpasst. Die Botschaft ist klar: nur wer vorbereitet ist, wird beim Jüngsten Gericht bei Gott sein.

Wie üblich bei mittelalterlichen Bildern wissen wir nicht, wer sie gemalt hat. Aber ihr Stil erinnert an viele Bilder in der Lombardei. Manche vermuten deshalb, dass der Maler aus Italien kam. In jedem Fall ist der "Meister von Pedret" einer der wichtigsten Künstler der katalanischen Romanik. Seine Bilder sind so charakteristisch, dass man heute nach ihm eine ganze Gruppe von Fresken als "Kreis von Pedret" bezeichnet.

Dazu gehören auch die Bilder der Kirche Santa Maria in Àneu. Im Museum ist ihre Apsis zu sehen. Sie war einst der heiligste Teil der Kirche - davon künden hier zwei majestätische Seraphim mit sechs Flügeln: "Sanctus, Sanctus, Sanctus" - "heilig, heilig, heilig". Ihre Flügel tragen Augen über Augen: Gott sieht alles. Mit glühenden Zangen reinigen sie die Lippen der Propheten Jesaja und Hesekiel - nur das reine Wort Gottes sollen sie sprechen.

Auch die Fresken aus dem alten Kloster El Burgal gehören zum "Kreis von Pedret". Neben Petrus mit den Schlüsseln zum Himmel und Maria mit dem Kelch sitzen Johannes der Täufer mit dem Lamm Gottes, dem Symbol für Christus, und der Apostel Paulus mit einer Schriftrolle - zu erkennen an seiner typischen Stirnglatze. Sie sollen die Gläubigen an die Fundamente der Kirche erinnern. Deren Gründer sind Paulus und Petrus - und dem Papst als Petrus' Nachfolger gebührt die höchste Autorität. Maria mit dem Abendmahls-Kelch steht symbolisch für die Eucharistie, das allerheiligste Sakrament.

Besonders interessant aber ist eine Frauenfigur in kostbaren Kleidern. Sie ist keine Heilige, sondern Llúcia de la Marca, die Frau von Graf Artau I. Nach dem Tod ihres Mannes im Jahre 1081 hat sie zehn Jahre lang selbst als Gräfin geherrscht. Das ist damals in Katalonien nicht ungewöhnlich - im Gegensatz zu anderen Ländern haben Frauen hier im Mittelalter weitgehende Rechte.

Taüll

Von Boí zwei Kilometer den Berg hinauf liegt das Dorf Taüll. Mitten im Ort die Pfarrkirche Santa Maria. Ihre drei Schiffe enden jeweils in einer Apsis, geschmückt mit Blendarkaden und Bogenfriesen. Auch dieser Baustil stammt ursprünglich aus der Lombardei. Der Einfluss der italienischen Architekten ist hier so groß, dass alte Urkunden aus der Gegend das Wort "lombard" als Synonym für "Baumeister" verwenden.

Im Inneren war die Kirche einst komplett ausgemalt. Hoch über dem Altar: die Madonna mit dem Kind. Wir sehen den Moment, in dem zum ersten Mal die Göttlichkeit des neugeborenen Jesus anerkannt wird: Die Heiligen Drei Könige bieten ihre Geschenke dar. Die Weisen aus dem Morgenland symbolisieren die Völker der Welt - und hier zugleich die Lebensalter: den Jüngling, den Mann im besten Alter, und den Greis. Das heißt: egal woher sie kommen und wie alt sie sind, alle Menschen erweisen dem Heiland die Ehre. Die Seitenwände erwecken auch hier für die einfachen Gläubigen die Bibel zum Leben. Wieder treffen wir die Heiligen Drei Könige: bei König Herodes erkundigen sie sich nach dem neugeborenen König der Juden - den sie in derselben Szene anbeten. So sind irdische und göttliche Macht in einer Szene zusammengefasst. An den Säulen und Bögen des Kirchenschiffs sind Heilige und Propheten den Gläubigen Vorbilder für ein gottgefälliges Leben.

Die Fresken geben wie kaum sonst einen Eindruck davon, wie der Raum einst gewirkt haben muss. Die Gläubigen waren von der Welt der Bibel vollkommen umgeben. Das galt auch im übertragenen Sinne: im Hochmittelalter war alles auf die Religion bezogen. Die Menschen sahen sich selbst nicht als Indidviduen, sondern als Teil der Schöpfung Gottes, zu der die Welt, die Natur und die Menschen gehören.

Wieder weiß man nicht, wer die Bilder geschaffen hat. Aber es ist klar, dass es wohl mehrere Künstler waren: Die Szenen an den Seitenwänden sind sehr einfach gemalt - die Bilder der Apsis aber sind von großer Qualität. Ihr Schöpfer hatte ganz offensichtlich ein Vorbild - und zwar in der zweiten Kirche, die gleichzeitig im kleinen Dorf Taüll gebaut wurde.

Die größte und schönste Kirche im Tal von Boí steht am Rand des Ortes: San Climent. Auch sie ist nach dem lombardischen Modell gebaut - mit besonders aufwändigen Ornamenten. Der Turm ist ein Meisterwerk des romanischen Kirchenbaus - und auch er erinnert an einen italienischen Campanile.

Ihre wahre Pracht aber entfaltet auch San Climent erst im Inneren. Beim Eintritt erleben die Gläubigen eine Theophanie - eine Vision Gottes: Christus Pantokrator, der "alles beherrschende" Heiland, am Tag des Jüngsten Gerichts. Er sitzt in einer Mandorla auf dem Himmelsbogen - wie es bei Jesaja heißt: "Der Himmel ist mein Thron und die Erde der Schemel, auf den ich meine Füße stelle". In seiner Hand ein Buch mit den Worten "Ego sum lux mundi" - "Ich bin das Licht der Welt". Alpha und Omega, der erste und der letzte Buchstabe des griechischen Alphabets: der Sohn Gottes ist Anfang und Ende aller Dinge. Umgeben ist der Heiland von den vier Evangelisten, unter ihm stehen Heilige, Apostel und die Muttergottes. Sie alle vermitteln zwischen Christus und den Menschen. Hoch über allem die Hand von Gottvater und das Lamm Gottes mit sieben Augen - ein Bild aus der Offenbarung.

"Maiestas Domini", die "Herrlichkeit des Herrn" heißt diese Bildkomposition. Sie ist im Mittelalter überall beliebt - diese Version aber ist eines der größten Meisterwerke der Romanischen Kunst. Der Bildaufbau mit Christus und den Evangelisten, die strenge Symmetrie, die feierlichen Posen - all das ist genau festgelegt, und zwar durch die Tradition der byzantinischen Ikonen. In ganz Europa ist zu dieser Zeit die byzantinische Kunst das größte Vorbild. Konstantinopel, das alte Byzanz, ist die größte christliche Stadt der Welt. Als einzige Metropole der Antike ist sie nie erobert worden, und ihre spektakulären Kirchen sind Vorbilder für alle Künstler - selbst im abgelegenen Tal von Boí.

Die Bilder sollen die Gedanken der Bibel symbolisch darstellen, so dass sie jeder Mensch intuitiv versteht. Sie sind bewusst zweidimensional gemalt. Plastische Körper werden nur mit Linien angedeutet, die Falten der Gewänder mit geometrischen Formen. Die Gesichter sind streng und abstrakt - der Künstler hat alles getan, um die heiligen Figuren von realen Menschen abzuheben. Allen voran Christus: Feierlich und imposant sitzt er auf dem Thron - bewusst unnatürlich gemalt, um seine Göttlichkeit zu betonen.

Besonders auffallend: die leuchtenden Farben. Vor allem die Blau- und Grüntöne sind typisch - die Pigmente enthalten Mineralien, die hier in den Pyrenäen vorkommen. Aber auch die Maltechnik ist erstaunlich raffiniert: um die blauen Töne intensiver zu machen, haben die Maler sie schwarz grundiert. Das leuchtende Rot dagegen besteht aus Zinnober auf einer hauchdünnen Schicht aus glänzendem Hämatit oder "Rötel". Der Künstler musste genau wissen, was er tat, denn die Farben verändern sich beim Trocknen.

Auch wenn wir wieder nicht wissen, wer dieses Meisterwerk geschaffen hat, können wir es immerhin genau datieren. An einer der Säulen im Hauptschiff steht ein Datum: im Jahre 1123, am 10. Dezember, hat Bischof Ramon de Roda aus Ribagorza die Kirche geweiht.

Die Rettung der Fresken

Neun romanische Kirchen gibt es im kleinen Tal von Boí - das ist einmalig. Seit dem Jahr 2000 sind sie Teil des UNESCO Welterbes. Dass die Fresken heute im Nationalmuseum in Barcelona zu sehen sind, ist das Ergebnis einer spektakulären Rettungsaktion.

Nach dem Mittelalter verlor das Tal seine Bedeutung. Jahrhundertelang waren die Kirchen einfache Pfarrkirchen. Die Dorfbewohner kamen zum Gottesdienst, die Fresken waren ihre geistige Heimat. Außerhalb des Tals erinnerte sich niemand an sie - und das war ihre Rettung. Denn niemand kam auf die Idee, die abgelegenen Kirchen umzubauen oder gar abzureißen.

Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts aber sind die Katalanen auf der Suche nach ihren kulturellen Wurzeln. Künstler und Wissenschaftler reisen in die Pyrenäen. Sie veröffentlichen Bilder der atemberaubenden Fresken - und die fallen auch zwei gewieften Kunsthändlern auf: dem Amerikaner Ignacio Pollak und dem Franzosen Gabriel Dereppe. Die beiden reagieren schnell: sie kaufen einen Teil der Fresken und nehmen sie von den Wänden.

Mit Entsetzen hört man in Barcelona davon. In aller Eile erklärt die katalanische Regierung die Bilder zum "Historischen und künstlerischen Monument" - aber es ist zu spät: die ersten Fresken sind schon an amerikanische Museen und Sammler verkauft. Damit sich das nicht wiederholt, werden die übrigen Bilder Anfang der zwanziger Jahre ins Museum gebracht. Den Auftrag dafür bekommt niemand anders als die beiden cleveren Kunsthändler Pollak und Dereppe - denn sie wissen ja am besten, wie man die Bilder von den Wänden nimmt.

Seit 1934 sind die Fresken im Palau Nacional zu sehen, in aufwendigen Konstruktionen, die die ursprüngliche Architektur andeuten. Sie machen das Museu Nacional zum bedeutendsten Museum für romanische Kunst in ganz Europa.

Holzschnitzerei

Nicht nur Bilder erweckten den Glauben im Mittelalter zum Leben. Auch die Holzschnitzerei erlebte in der Zeit der Romanik eine große Blüte. Die "Madonna von Ger" ist typisch für die Marien-Verehrung, die das ganze Mittelalter prägt. Wieder sehen wir Christus, in der Linken das Buch, die Rechte zum Segen erhoben. Er sitzt auf Marias Schoß wie auf einem Thron, ohne erkennbare Beziehung zu seiner Mutter. Die Madonna ist hier nicht als Muttergottes dargestellt. Sie ist der "Sedes Sapientiae", der Sitz der Weisheit - eine Anspielung auf den Thron Salomons im Alten Testament und ein Symbol für die Kirche selbst.

Christus am Kreuz: die Knie vom Gewicht des sterbenden Körpers gebeugt - nur mit einem Lendenschurz bekleidet - mit hervortretenden Rippen - den Kopf entkräftet geneigt. Dieses Kruzifix aus dem Jahr 1147 zeigt das Leiden Christi. Es soll die Gläubigen bewegen.

Das Kreuz daneben ist fast gleichzeitig entstanden und doch ganz anders: Hier ist Jesus bekleidet mit einem langen Mantel, dessen Muster an kostbare orientalische Stoffe erinnert - die Arme weit ausgebreitet in einer Geste, die beinahe segnend wirkt - der ganze Körper unbewegt in königlicher, feierlicher Haltung. Dieses großartige Werk stellt nicht den Tod Christi in den Mittelpunkt, sondern seinen Sieg über den Tod. Wieder zeigt es die "Maiestas Domini", die Herrlichkeit des Herrn.

Die unterstreichen auch die herrlichen Farben: das Rot aus Zinnober, das Blau aus Lapislazuli - kostbare Rohstoffe, von weit her importiert und exorbitant teuer. Diese Pracht zeigt, wie reich und weltgewandt Katalonien im Hochmittelalter ist. Dazu das meisterhaft stilisierte Gesicht - auch künstlerisch ist das Kruzifix ein Glanzstück. "Maiestas Batlló" nennt man es heute - eines der großartigsten Werke der Holzschnitzerei im zwölften Jahrhundert. Ursprünglich stammt es wohl aus den östlichen Pyrenäen, benannt ist es aber nach dem Industriellen Enric Batlló, der es bei einem Antiquitätenhändler gekauft und dem Museum gestiftet hat.

Etwa drei Generationen nach der Weihe der Kirchen in Taüll hat sich die Malerei verändert. Das zeigt etwa das Altarbild der Kirche von Avià aus der Zeit um 1180. Wieder sehen wir die Heiligen Drei Könige - aber ihre Gesichter und vor allem ihre Körper sind viel bewegter und plastischer dargestellt als bisher. Das Christuskind in der Mitte beugt sich zu den Szenen links hinüber und scheint sie zu segnen. Auch das ist neu: Die Symmetrie des Motivs ist durchbrochen. Statt in einer Mandorla sitzt die Madonna mit dem Kind nun unter einem Dreiblattbogen.

Noch immer sind die Figuren in feierlichen Posen gemalt, noch immer haben sie stilisierte Gesichter - aber die Darstellungen sind viel lebendiger geworden. In der Weihnachtsszene scheint Joseph regelrecht entgeistert. Die Personen auf den Bildern werden wahren Menschen ähnlicher. Das liegt auch an gesellschaftlichen Veränderungen: in der Zeit der Kreuzzüge werden die Ritter immer wichtiger - und man beginnt, weltlicher zu denken.

So ist es wohl kein Zufall, dass auch dieser Greif aus der Zeit um 1200 stammt - denn er ist eines von ganz wenigen Bildern der Romanik, das nicht explizit religiös ist. Immerhin stammt auch er aus einem Kloster. Mit dem Körper eines Löwen und Kopf und Schwingen eines Adlers wachte er einst im "Schatzturm" des Klosters San Pedro in Arlanza.

Auch Katalonien hat sich verändert. Mittlerweile dominieren die Grafen von Barcelona das ganze Land. 1150 heiratet Graf Ramon Berenguer von Barcelona Prinzessin Petronella von Aragón. Ihr Sohn wird als Alfons I. zum König gekrönt. Jetzt sind die Grafen von Barcelona auch Könige von Aragón - und die "Krone Aragón" wird bald zu einem der mächtigsten Reiche des Mittelmeers.

1196 stirbt König Alfons. Seine Witwe, Königin Sancha, tritt in ein Kloster ein, das sie selbst gegründet hat: die Abtei von Sigena. Das Kapitelhaus lässt sie im modernen Stil der Zeit ausmalen - in wahrhaft königlichem Glanz. Die Fresken von Sigena gehören zu den großartigsten Werken der Kunst um 1200.

Im Bürgerkrieg 1936 aber stecken Anarchisten das Kloster in Brand. Viele der Bilder werden zerstört, bei den übrigen sind die Farben unwiederbringlich verloren. Nur an einer kleinen Stelle kann man die ursprüngliche Pracht erahnen.

An den Bögen erzählen die Fresken Geschichten aus dem Alten Testament. Sie sind die Vorboten für die Ankunft des Heilands - die an der Stirnwand gezeigt wird. Verbunden werden Altes und Neues Testament durch eine Ahnengalerie Christi. Vor allem diese Porträts erinnern wiederum an byzantinische Mosaike. Und wieder sieht man, wie sehr Katalonien mit dem Rest Europas verbunden ist: die Ornamente aus Pflanzen findet man genauso in englischen Buchmalereien. Vor allem aber fällt auf, dass die Gesichter immer naturgetreuer wirken. In der europäischen Kunst beginnt ganz allmählich eine neue Epoche: die Gotik.