Logo

Amphora des Berliner Malers

Diese Amphora aus der Berliner Sammlung ist ein so großartiges Kunstwerk, dass man ihren Schöpfer nach ihr den "Berliner Maler" genannt hat.

Schon die Proportionen der Vase sind perfekt durchdacht: sie ist genau doppelt so hoch wie breit, und die breiteste Stelle liegt genau auf halber Höhe. Der Fuß ist mit dreiundzwanzig Zentimetern exakt so breit wie der Hals, auch die Unterkante der Bilder ist dreiundzwanzig Zentimeter über dem Boden, der Ansatz der Henkel wiederum genau doppelt so hoch.

Die elegante Bemalung zeigt auf der Vorderseite eine Szene im Wald: ein Reh schnuppert zwischen zwei Figuren in die Luft. Es riecht wohl den Duft von Wein, denn neben ihm steht ein betrunkener Silen, ein Waldmensch mit Pferdeohren. Weinkrug und Becher hat er dem Götterboten Hermes gegeben - zu erkennen an seinen Flügelschuhen und dem Botenstab. Der Silen hat sich eine Leier genommen und ein Plektron, um damit die Saiten zu zupfen.

Auch auf der Rückseite der Vase ist ein Silen abgebildet - er führt gerade den Weinbecher zum Mund, in der anderen Hand hält auch er eine Lyra. Die Figuren sind übereinander komponiert, so dass sie sich als einheitliche Gruppe vom schwarzen Hintergrund abheben - eine ganz neue Form der Darstellung. Der Berliner Maler ist einer der herausragenden Künstler am Übergang von der archaischen zur klassischen Kunst. Obwohl er keines seiner Werke signiert hat, erkennt man ihn sofort an seiner Technik. Rund dreihundert Vasen und Fragmente hat man ihm zugeordnet - und doch wissen wir von ihm nur, dass er um 500 vor Christus in Athen gearbeitet hat.