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Skythengold

An einem trüben Herbsttag im Jahre 1882 pflügt der Bauer August Lauschke im Brandenburgischen Vettersfelde drei tiefe Furchen in seinen Acker, um die Wintersaat vor dem Dauerregen zu retten. Als er nachschaut, ob das Wasser abläuft, traut er seinen Augen nicht: aus dem Erdboden blitzt ihm Gold entgegen! Nach und nach buddelt er mehrere geflochtene Ketten aus dem Matsch, einen massiven Halsreif, eine Schwertscheide und vor allem einen riesigen Fisch, 41 Zentimeter lang, 608 Gramm pures Gold.

Auf dem Fisch sind in höchster Goldschmiedekunst mehrere Bilder eingraviert: ein Löwe reißt einen Hirsch, dahinter erlegt ein Panther einen Eber. Zwischen Eber und Löwe sieht man die Läufe eines Hasen, der leider verloren gegangen ist. Unterhalb der Brustflosse führt ein Mann mit Fischleib einen Schwarm Fische an. Ein Adler bildet die Schwanzflosse, die Spitzen enden in Widderköpfen. Vermutlich schmückte der Fisch einst einen Prunkschild und sollte die Stärke der Tiere auf seinen Besitzer übertragen.

Bauer Lauschke bekam für seinen Fisch den Goldwert, immerhin 6000 Mark. Der Fund aber war vor allem eine archäologische Sensation: er hatte einen 2500 Jahre alten Skythen-Schatz gefunden. Die Skythen waren ein Reitervolk, das im Süden Russlands siedelte. Sie hatten engen Kontakt zu den Griechen, und ihre Streifzüge führten sie durch ganz Europa - auch nach Brandenburg.

Vettersfelde liegt heute in Polen und heißt Witaszkowo. Inzwischen wissen wir, dass das Gold ein Opfer war. Aber wer den Göttern den Schatz im Sumpf geschenkt hat und warum - das wird wohl für immer im Dunkel der Geschichte bleiben.