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Verwundete Amazone

Erschöpft lehnt sich eine Frau an einen Pfeiler, um sich auszuruhen. Den rechten Arm hat sie über den Kopf gelegt, so dass ihre Achselhöhle zu sehen ist. Drei kleine Blutstropfen rinnen aus der Achsel: Die Frau ist verwundet! Sie ist eine Amazone, eine Angehörige des kriegerischen Frauenvolkes, die hier jedoch ganz in sich selbst ruht. Diese Art der Darstellung entspricht ganz der Zeit der Hochklassik, also der Zeit um 450 bis 420 vor unserer Zeitrechnung.

Durch antike Quellen und andere erhaltene Amazonenstatuen wissen wir, dass das griechische Bronzeoriginal der Amazone einst im Rahmen eines Wettbewerbs entstanden ist. Der römische Schriftsteller Plinius berichtet uns davon: die berühmtesten Künstler der Klassik wurden eingeladen, je eine Amazone für das Heiligtum der Artemis in Ephesos zu schaffen.

Als die Statuen geweiht wurden, sollten die anwesenden Künstler die schönste unter Ihnen auswählen. Das Ergebnis war eindeutig: Jeder wählte natürlich seine eigene Amazone zur Schönsten. Die zweite Stimme jedoch gaben alle Polyklet, der damit als Sieger aus diesem Wettbewerb hervorging. Ob diese Amazone die des Polyklet ist, darüber wird heftig gestritten - ebenso wie über die Zuschreibungen der anderen Statuen an ihre Bildhauer. Viele meinen, dass die Amazone des Polyklet diese ist - also die schönste unter den für Artemis geschaffenen Amazonen.