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Koran-Kalligraphie

Seit jeher erfreuen sich Bücher in der islamischen Welt besonders hoher Wertschätzung. Das rührt vor allem daher, dass das Wort Gottes durch den heiligen Koran vermittelt wird. Der Islam ist also eine Religion des Buches. Die Kalligraphen waren keine bloßen Kopisten, sondern Gelehrte, die den Koran auswendig kannten und sich von ihrer mühevollen Abschrift Gottes Segen erhofften. Während man in Europa schon im sechzehnten Jahrhundert Bücher vor allem druckte, lebte deshalb in der Welt des Islam die Tradition der Handschriften weiter.

Neben dem Kalligraphen ist es Aufgabe des Illuminators, auf die besondere Heiligkeit der Worte hinzuweisen - dabei aber niemals zu übertreiben, immer dem Wort den Vorrang zu lassen. Und gerade das ist bei dieser Koranhandschrift besonders eindrucksvoll gelungen. Sie ist leider nicht datiert. aber vieles spricht dafür, dass sie vom Hofe des Schah Tahmas stammt, also aus der Blütezeit des Iran im sechzehnten Jahrhundert.

Schrift und Verzierungen sind aus kostbarsten Materialien gestaltet: die vorherrschende blaue Farbe ist aus gemahlenem Lapislazuli, dazu kommt flüssiges Gold in drei verschiedenen Schattierungen. Die unübertreffliche Meisterschaft der Buchkünstler aber zeigt sich vor allem in der Ausgewogenheit der Gestaltung. Zunächst sieht das Auge nur eine große Pracht, ehe nach und nach immer mehr Details hervortreten. Aber trotz der ungeheuren Fülle erwecken die Verzierungen niemals den Eindruck von Unruhe.