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Raubvogel

Die islamische Kunst ist vor allem für ihre Ornamentik berühmt, kaum aber für ihre figürlichen Plastiken. Dabei erlebt man gerade hier immer wieder Überraschungen: die Vielfalt der Ausdrucksformen und der gestalterischen Fähigkeiten ist enorm. Es gab in der Islamischen Welt nie ein Verbot von figürlichen Darstellungen, nur in Arabien wurden sie meist vermieden.

Dieser Vogel stammt vermutlich aus dem Ostiran, aus der Provinz Chorassan. Im Iran hatten es die Handwerker schon in frühester Zeit zu großer Meisterschaft in der Metall-Technik gebracht. So ist unser Vogel aus einer besonderen Bronze-Legierung, die einen hellen, goldenen Ton erzeugt.

Er besticht durch die stark abstrahierten Formen seines Leibes. Die Leichtigkeit, die Windschlüpfrigkeit, die kräftigen Flügel, die Andeutung der Federn - all das ist zwar stilisiert und verkürzt, trifft aber genau den Kern, das "Vogelhafte". Wozu diente so eine Figur? Im Inneren dieses Vogels finden sich Spuren von Rauch. Es könnte sich also auch um ein Räuchergefäß handeln. Solche Gefäße findet man oft in der islamischen und mediterranen Welt der damaligen Zeit - wenn auch nicht mit dieser Raffinesse.